Vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben. Ungefähr zur aktuellen Stunde …
Eigentlich fehlen mir die Worte – ständig muss ich an den Moment, den Augenblick denken, den ich vor einem Jahr erlebte.
Ich saß neben ihr auf einem einfachen Krankenhausstuhl in einem schmucklosen Krankenzimmer. Klein und mit nur einem Bett.
Dort lag sie. Zusammengekauert auf der linken Seite. Eine Hand unter dem Kopf, die andere daneben. Mit angezogenen Beinen lag sie dort, zugedeckt mit einer typischen Krankenhausdecke. Die Haare zerzaust und platt gedrückt. Das Morphium hat sie still gemacht. Sie wollte es so …

Es war friedlich im Zimmer. Das Wetter war ungefähr wie heute – gerade jetzt. Nicht nur sie war still, auch alles andere war irgendwie gedämpft. Ich sah nur meine Mutter. Sie sah mich nicht, ihre Augen waren halb geschlossen oder halb geöffnet?
Ich kann nur vermuten, ob sie meine Gegenwart wahrgenommen hat. Jedenfalls rede ich mir ein, sie hat gespürt, dass ich bei ihr war. Und ich mir auch, dass sie gehört hat, wie ich ihr sagte: „Alles ist gut. Ich bin hier.“
Schon damals fühlte sich das merkwürdig an. Da liegt ein geliebter Mensch im Sterben und ich sage zu ihm „Alles ist gut …“ Im Nachhinein klingt es falsch. Aber irgendwie auch richtig. Ich hoffe nur, sie hat sich nicht allein und verlassen gefühlt.
Ihre Atmung war schon sehr flach, doch dann kam gar nichts mehr. Plötzlich lag sie da wie eine Puppe. Leblos.
Es war kein Drama. Mein Verstand hat es sofort verarbeitet. Ich brauchte ein paar Minuten, dann kamen sie, die Tränen. Langsam, nicht so, wie ich es erwartet hatte. Sie rollten langsam über meine Wangen. Aber sie taten weh.
Dann wurde es noch ruhiger. Im Zimmer – dann in mir. Das war es also. Mutter war tot. Ich durfte bei ihr sein. Danke Gott.
Das Ende eines Lebens ist ein … Wie beschreibt man das? Es geschieht, ist unvermeidbar. Wie auch immer es sich abspielt – es ist unaufhaltbar. Oft ist es absehbar. Irgendwann demnächst, bei einer unheilbaren Krankheit. Oder plötzlich durch einen Unfall. Oder wie bei meiner Mutter. Sie war einfach am Ende angekommen. Es war ihre Zeit zu sterben.
Jetzt ist es ein Jahr her, und ich denke dankbar an die Jahre, die wir hatten. Wir hatten am Ende auch nichts mehr, was wir hätten besprechen müssen. Es war alles gesagt. Ein gutes Gefühl. Es gab keine offenen Baustellen. Alles war gut.
„Danke für die Zeit. Danke, dass Du meine Mutter warst.“

Sie fehlt mir. Aber es ist erträglicher geworden. Der Alltag ist über allem, und Routinen bestimmen wieder alles.
Nun bin ich einfach gespannt, wer als Nächstes geht. Bitte nicht falsch verstehen, aber ich hoffe, ich werde es sein. Wer mich kennt, der weiß, warum.
Zu Beginn des Textes wusste ich nicht, was ich schreiben wollte. Jetzt, da es erledigt ist, bin ich erstaunt, wie einfach es letztlich war.
Ein Gedenktext. Mehr nicht.







Da bin ich ganz bei dir – eben gerade am 04.12.20 11:00 Uhr vor 5 Jahren habe ich meinen Vater beerdigt, der am 16.11.20 um 16:10 Uhr verstorben war. Die 2. Welle Corona hat ihn weg gespült. Innerhalb von 6 Tagen. Es gibt fast keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss, er mir im Alltag Situationsbedingt „begegnet“ oder ich mit Freunden über ihn Rede… Ja, es ist leichter geworden, aber gerade in Zeiten wie jetzt bekommen die wieder Gewicht – 3-5Kg kommen da schon mal zusammen.
Alles Gute und bis demnächst beim nächsten essen und fotografieren.
Icke freu mir.
So sei es …